So schlimm wie jetzt war’s noch nie.

Nein, ich fürchte mich nicht vor Führerin Weigel und Nazi Höcke, und auch die anderen Hakenkreuz-Visagen der AfD jagen mir keine Angst ein – aber ich fürchte mich vor den vielen völkischen Dummköpfen, die diese Leute gewählt haben… Leider ist das, was die sich demokratisch nennenden Parteien im Angebot haben, wenn sie „Frieden, Freiheit und Sicherheit“ beschwören, auch nicht verlockend:

Schließlich sind sie es, die die Militarisierung der Gesellschaft vorantreiben und zig-tausende im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge verantworten.

Söder, Aiwanger von den Freien Wählern, Merz, Pistorius, Hofreiter, Strack- Zimmermann & Co repräsentieren zwei Blöcke, die gemeinsam den Wählerwillen lahmlegen: Die einen regieren, die anderen blockieren, und niemand weiß, ob sie die AfD bekämpfen oder fördern wollen… Wir müssen uns wohl darauf einstellen, dass alle Brandmauern demnächst den Bach runter gehen und in den östlichen Ländern die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten entsorgt werden… Das nächste Mal wähle ich die Partei für veganes Lungenhaschee à la DDR … Das ist bestimmt weniger ekelhaft als der Anblick der EU-Chefin v.d. Leyen, wenn sie Mussolini – Zweitbesetzung Giorgia Meloni umarmt…

Deutschland feiert in diesem Monat den „Veteranentag“. 10 Millionen zu „Veteranen“ erklärte ehemalige Soldaten seien „gefährlichen Bedingungen, persönlichen Entbehrungen sowie körperlichen und seelischen Härten“ ausgesetzt gewesen, sagten die Propagandisten für Kriegstüchtigkeit im Bundestag. Nun ja – in Afghanistan war „nur“ etwa eine halbe Million tätig – die haben tatsächlich ihre Gesundheit und ihr Leben riskiert, allerdings auch das eine oder andere Leben ausgelöscht. Diese Soldaten, denke ich, brauchen keinen „Veteranentag“, sondern eine Entschuldigung, dass Deutschland sie in dieses afghanische Debakel geschickt hat. Die übrigen „Veteranen“ wurden zwischen 1956 und 2011 zwangsrekrutiert und waren vor allem dadurch gefährdet, in der Kaserne vom Alkoholismus gefangengenommen zu werden. Anlass zur Bewunderung gaben in der damaligen Zeit nur die mutigen jungen Männer, die als Kriegsdienstverweigerer üblen Schikanen ausgesetzt waren, die als „Drückeberger“ beschimpft wurden, die – als Zivildienstleistende – hilfsbedürftigen Menschen den Hintern abputzten und so die Personalkosten im Gesundheitswesen drückten. Doch für die gibt’s nix…

Der Bundeskriegsminister ist der Meinung: „Wir müssen bis 2029 kriegstüchtig sein.” Also braucht er Menschenmaterial und Kanonenfutter. Dafür veranstalteten die Streitkräfte einen ganz wunderbaren Werbefeldzug „Werben fürs Sterben“ und präsentierten sich von ihrer unterhaltsamsten Seite: Zivilisten konnten die beengten Verhältnisse auf einem Landungsboot genießen, Orts- und Häuserkampf beobachten und einen Erbsen­eintopf nach Bundeswehr-Art löffeln, es gab Nahkampfvorführungen mit Blaskapellenbegleitung und eine Uniformen – Modenschau. Dazu ganz allerliebst: Vorschulkinder konnten ihre verletzten Teddybären in ein ›Teddybär-Krankenhaus‹ bringen und sie dort unter Anleitung ›sanitätsdienstlich versorgen‹. Keine Frage: Der Sieg ist nah, Russland ist erledigt. Wir müssen nur noch einige Einsparungen im sozialen Bereich akzeptieren… Vorläufig scheint festzustehen: Der Slogan „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“ ist absolut unzeitgemäß, oder wie man heute sagt: Out of time.

Manche Umfragen tragen übrigens dazu bei, dass viele Leute Aufrüstung und Kriegsvorbereitung für ganz normal und wichtig halten. So befürworten laut so genanntem Politbarometer im ZDF rund 70 Prozent der Befragten eine bessere finanzielle Ausstattung der Bundeswehr. Denen ist also bislang noch nicht aufgefallen, dass man das Geld an anderer Stelle auch sinnvoll ausgeben könnte. Andererseits sind etwa 47 Prozent der Befragten guten Mutes, dass „es in Europa zu keinem militärischen Konflikt kommt, in den Deutschland mit der Bundeswehr verwickelt wird“. Denen wiederum ist entgangen, dass deutsches Militär längst in einen solchen Konflikt „verwickelt“ ist – mit Waffenlieferungen, Ausbildung, Sanitäts- und Aufklärungsdienstleistung. Anscheinend sind 117% der deutschen Bevölkerung irgendwie polymorph pervers…

Im Juni sind die Medien traditionell total engaged beim D-Day, dem Decision Day: Der Westen huldigt mit maßlos aufgeblasenem Propaganda-Pomp, peinlichst verlogen, einer Imagination: Die Menschen sollen glauben, am D-Day wurde der 2. Weltkrieg entschieden, nur die USA, Großbritannien und Frankreich haben Hitler beseitigt, und die Sowjets, also die Russen, haben sich den Ruhm für die Kapitulation am 8. Mai 1945 in Berlin widerrechtlich ans Revers geheftet. Dabei steht doch eines felsenfest: Die Russen haben uns Deutsche nie besiegt, niemals, und wahrscheinlich hat es die Rote Armee gar nicht gegeben (außer im Historien-TV der Zombies vom ZDF). Und deswegen muss man diese Russen zu den Siegesfeiern an der Küste der Normandie auch nicht einladen. Wohl aber die Ukraine, denn die Ukrainer setzen den 6. Juni 1944 im Kampf gegen Russland fort. Um solche Geschichtsdarstellung amtlich zu besiegeln, darf Interims-Präsident Selenskij, der vor allem durch seine Sympathie für den ukrainischen Faschisten Stepan Bandera bekannt ist, sich bei den Feierlichkeiten in Siegerpose präsentieren und behaupten, „heute verteidigt die Ukraine die Freiheit Europas, was damals die Alliierten taten“.

Die US-amerikanische Historikerin und Kriegstreiberin Anne Applebaum, eine Gesinnungsschwester der CDU-Granatwerfer Roderich Kiesewetter und Johann Wadephul, hat in Oldenburg den Ossietzky-Preis erhalten. Leider kann sich Carl von Ossietzky nicht gegen den Missbrauch seines Namens wehren, wir aber fragen uns: Wie kann eine Person mit der Haltung Applebaums den Preis zur Ehrung des Pazifisten und Antimilitaristen Carl von Ossietzky erhalten? Sind hier nicht eher eine Preisträgerin oder ein Preisträger am Platz, die energische diplomatische Initiativen zur Beendigung von Kriegen fordern? Und warum ist eigentlich niemand auf die Idee gekommen, den diesjährigen Ossietzky-Preis Julian Assange zu verleihen, der mit seiner Aufdeckung US-amerikanischer Kriegsverbrechen im Irak ein ähnliches Risiko wie Carl von Ossietzky mit seiner antimilitaristischen Haltung einging, und der seit Jahren eine folterähnliche Haft in einem britischen Gefängnis verbringt? Naja, vielleicht wird’s ja wenigstens was mit dem Friedens-Nobelpreis…

Was gab’s sonst?

Joe Biden schrieb auf Twitter an die Adresse von Netanyahu: „Machen Sie nicht denselben Fehler wie wir in Afghanistan!“ Sehr guter Rat.

Aber eine Frage: Hat Afghanistan mal die USA überfallen?

Im Übrigen bin ich dankbar, dass unsere demokratischen Medien uns so fürsorglich vor unliebsamen Nachrichten beschützen. Alle Zahlen aus Gaza über zivile Opfer stammen von Hamas, und die Zahlen über die Opfer in der Ukraine kriegen wir von den ukrainischen Behörden. Diese Informationsmethode nennt man Embedded Journalism.


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